Der Architekturpreis Beton wurde in diesem Jahr zum 19. Mal verliehen. Die Auswahl war für die Jury nicht einfach. Die Gewinner überzeugten mit ungewöhnlichen Lösungen von hoher handwerklicher Qualität.
Beton ist nicht gleich Beton
Beton prägt das Bild moderner Städte. Industriebauten, Wohnhäuser, kulturelle Begegnungsstätten, Verwaltungs- und Bürogebäude sowie Schulen und Universitäten bestehen aus dem Baustoff Beton. Viereckige Betonklötze, ganz auf ihre Funktion begrenzt, prägten den Baustil vergangener Jahrzehnte.
Mit moderner Technik lässt sich Beton ganz individuell gestalten. Mit Beton kann auch nachhaltig und energieeffizient gebaut werden.
Das Material verfügt über eine große städtebauliche und architektonische Qualität. In der heutigen Zeit lassen sich durch die Kooperation moderner Materialien aus Beton Waschbecken und Lautsprecher fertigen und mit Fotobeton sogar kontrastreiche Motive von Fußballern oder Hollywoodschönheiten auf Hausfassaden verewigen.
Mit Textilbeton, einem Verbundwerkstoff aus Feinbetonmix und Hochleistungsfasern, werden Betonbauteile von geringerer Dicke und ohne Korrosionsbelastung gefertigt. Dabei lassen sich die benötigten Betonteile filigran formen.
Der Architekturpreis Beton 2014
Bauherren, Ingenieure und Architekten konnten an die Fachjury besonders gelungene Bauwerke mit hohem gestalterischem, technologischem und konstruktivem Nutzen einreichen. Das Gremium wählte vier Projekte zur Preisvergabe aus.
Von den Architekten Barkow Leibinger aus Berlin und dem Bauherr CA Immo Deutschland GmbH stammt das erste Objekt. „Tour Total“ ist ein 2012 fertig gestelltes und 70 Meter hohes Verwaltungsgebäude im Stadtquartier „Europacity“ am Hauptbahnhof in Berlin.
Mit seiner geschlossenen Form und einer plastischen Fassade schufen die Planer ein Erkennungsmerkmal für Einheimische und Touristen von Nah und Fern. Durch den über den Tag verteilt wechselnden Lichteinfall entstehen verschiedene Spiele von Schatten und Licht auf der strukturierten Fassade.
Die Jury zeigte sich begeistert von den hohen Qualitätsansprüchen. Als handwerkliche Glanzleistung hob sie die vor die Fassade gehängten Beton Fertigteile in asymmetrischen T-Formen hervor.
Video: Hightech-Baustoff Beton Teil 1
Preisträchtiger Umbau bestehender Strukturen
Burger Rudcas Architekten München und dem Bauherrn Freistaat Sachsen gelang mit dem Umbau des Adolf Ferdinand Weinhold Bau in Chemnitz eine große Überraschung. Der Komplex der TU Chemnitz wirkt wie aus einem Stück gegossen.
Dabei stammt der 170 Meter lange Hauptkörper aus 1970. Er wurde bei der Rekonstruktion zurückgebaut und um zwei Etagen gekürzt. An der Stirnseite wurde das neue Hörsaalgebäude errichtet. Ebenfalls neu sind zwei seitliche Fluchttreppenhäuser. Sie verbinden das Ensemble tektonisch. Die Gebäude wurden durch Grauabstufungen im Beton, verspiegelte Fensterbänder und perforierte Blechpaneelen ansprechend gestaltet.
Weitere Preise gingen an die Grundschule am Arnulfparkt in München von Tess Talhof Kusmierz Architekten und Stadtplaner BDA München mit dem Bau einer funktionellen und gestalterisch ansprechenden Fassade der Grundschule. Die besondere Aufmerksamkeit richtete sich auf die gute Erreichbarkeit der Räume und die kindlichen Bedürfnisse.
„Das Haus über der Gasse“ in Passau von Koeberl Doeringer Architekten wurde perfekt in die Altstadt von Passau eingefügt. Es erscheint durch die Dachform und die Fassadengestaltung als eigenständiges Gebäude. Die Auflagen des Denkmalschutzes wurden mit Bravour gemeistert.
Neues mit Beton wagen
Die Jury prämierte ungewöhnlichen Gestaltungslösungen in Berlin, Chemnitz und Passau und unter der Verwendung verschiedener Materialien in München. Werden Städte in Zukunft so funktionell gebaut, dann gelingt das städteplanerische Zusammenspiel zwischen einer effizienten Nutzung und dem Wohlfühlaspekt. Die Preisverleihung des Architekturpreis Beton findet am 10. September in Duisburg satt. Die Objektplaner für die Ausschreibung 2015 stehen nun vor großen Herausforderungen.
Bild: © by WittyBear /Shutterstock.com
Klaus Peters
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