Der Wohnraum in den Städten wird knapp und so ist es kein Wunder, dass manchmal nur noch „Wohnen auf engstem Raum“ möglich ist. Doch Psychologen warnen vor zu viel Enge, denn die kann an den Nerven zerren.Die Menschen zieht es in die Großstädte der Welt: London, Paris, Tokyo, New York oder Berlin. Über Jahre hinweg wuchsen die Städte mit den Menschen, doch so langsam ist kaum noch Platz, um neuen erschwinglichen Wohnraum zu schaffen. Neue Ideen müssen her, so zum Beispiel die Mikro-Apartments: Ein kleiner Raum – „kaum größer als ein Hotelzimmer“ mit Platz zum Schlafen und Wohnen. Mit einem klitzekleinen Badezimmer und gegebenenfalls Küche. Manchmal gibt es aber auch nur eine Gemeinschaftsküche, was einen sehr stark an Studentenwohnheime denken lässt.
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Mikro-Apartments im Trend
In Tokyo, London und New York sind Mikro-Apartments keine Seltenheit und der Markt boomt. Kein Wunder, wollen die jungen hippen Menschen nicht darauf verzichten mitten in den teuren Metropolen leben zu können. Dafür verzichten sie lieber auf Lebensraum, schließlich ist die Wohnung eh nur zum Schlafen gedacht, ansonsten ist man mit seiner Arbeit beschäftigt oder zieht um die Häuser.
In Deutschland sieht es mit dem Wohnraum zwar noch nicht ganz so kritisch aus, aber auch hierzulande haben Mikro-Apartments Aufmerksamkeit erregt und viele Unternehmen sehen in diesem Konzept durchaus eine Zukunft. Doch für wen genau sind solche kleinen Einzelzimmer eigentlich gedacht? Familien können dort sicherlich nicht leben und auch Alleinerziehende finden kaum Platz für Kind und Kegel. Also eher was für Studenten und Singles?
Wohnen in einer Sardinenbüchse
Solche Schießfächerähnlichen-Apartments sind wohl tatsächlich nur etwas für junge Leute, die ihr (Privat)Leben sowieso hauptsächlich an der Öffentlichkeit ausüben. Älteren Menschen, Rentnern und Senioren, wird mit diesem Konzept sicherlich weniger geholfen. Auch sind solche Wohnungen wohl nur in Gegenden sinnvoll, wo es genügend Auswahl an Restaurant und Cafés gibt, vor allem dann, wenn man keine eigene Küche hat.
Video: DIY-crafted Seattle micro apartment: 8 spaces stacked in 182 sq ft
Mikro-Apartments sind zudem nur geeignet für Menschen, die wissen wie sie jeden Platz im engen raum gewinnbringend nutzen kann. Viel Raum für Schnick-Schnack gibt es nicht und man muss kreative Wege finden, seine Habseligkeiten unterzubringen. Vielleicht kann man die Unterwäsche im Kühlschrank (wenn man denn überhaupt eine Küche hat) aufbewahren – im Sommer mag das vielleicht keine so schlechte Idee sein, aber im Winter kann das ein bisschen kalt werden.
Stress, Ärger und Apathie durch Mikro-Apartments?
Psychologen aus den USA warnen allerdings für zu viel Enge. Für 20jährige mag das alles noch ganz hip und trendy sein, aber bereits ab 30 Jahren, kann zu wenig Platz an den Nerven zerren. Das Zuhause soll für die Menschen ein Rückzugsort sein, an dem sie sich nach einem anstrengenden Tag erholen können und nicht eine Sardinenbüchse, in der man klaustrophobische Anfälle bekommt, weil man fürchtet, vom eigenen Sessel, zerquetscht zu werden.

Experten bezweifeln, dass man es länger als drei Jahre mit so wenig Platz aushält und warnen davor, dass längeres Wohnen auf engstem Raum dauerhaft krank machen kann – insbesondere, wenn man nicht alleine lebt. Es könne zum Beispiel zu Stress ausarten, wenn der Partner ständig in dem Ein-Zimmer-Apartment herumwuselt, man aber keine Möglichkeit hat, sich in ein anderes Zimmer zurückzuziehen. Im schlimmsten Fall kann die Enge zu Dauerfrust, Ärger oder Apathie führen. Menschen seien zwar soziale Wesen, aber sie brauchen auch einen Raum für sich allein.
Bildquelle: © Jean-Paul Comparin – Fotolia.com
Klaus Peters
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