Wer einschlägige Gerichtsakten über lange schwelen Nachbarschaftsstreitigkeiten studiert, kommt schnell zu dem Schluss: Jeder Nachbarsstreit hat eine banale Ursache, die den Streit nicht lohnt.
Hitliste der häufigsten Streitursachen
Umfragen haben ergeben, dass 34 Prozent alle Streitigkeiten auf Lärmbelästigung zurückgehen. Etwa 14 Prozent empfinden laute Musik als besonders ärgerlich, aber auch lärmende Kinder, Heimwerker, Rasenmähen oder lautstarke Auseinandersetzungen lösen häufig einen Nachbarschaftsstreit aus. Großes Konfliktpotenzial liegt auch in der gemeinsamen Hausreinigung.
Die Streitthemen gehen vom Schneeräumen bis zum Fegen des Hausflurs beziehungsweise eine zu starke Verunreinigung von Gemeinschaftsanlagen. Auch falsch geparkte Autos können zu einem Dauerstreit werden. Gartenbesitzer können sich wegen einiger Äste die auf Nachbargrundstück ragen ausgiebig streiten und auch Haustiere bieten viel Anlass zum Stress mit dem Nachbarn.
Etwa 4 Prozent fühlen sich durch Grillparty belästigt. Auch das Thema Rauchen sowohl im Garten als auch im Haus ist grade in dichter bebauten Wohngegenden ein häufiger Auslöser für Streitereien. Oft streiten eigentlich umsichtige und gutmütige Menschen mit einer kaum zu glaubenden Verbissenheit. Die meist unbeabsichtigten Handlungen der Anderen werden als absichtliche Provokation empfunden, eine kleine Unachtsamkeit wird so schnell als Charakterfehler interpretiert.
Streit vom ersten Tag an
Der Stress mit dem Nachbarn beginnt oft schon kurz nach dem Einzug und hat etwas mit Revierkämpfen zu tun. Dabei zeigt sich, dass eine gut funktionierende Nachbarschaft es Neubürgern in der Gemeinschaft besonders schwer macht. Die ursprünglichen Bewohner haben sich miteinander arrangiert und nehmen die Eigenarten der Anderen hin. Von den Neuen wird erwartet, dass sie sich unverzüglich und automatisch einfügen. Kernsatz: „Man weiß doch…“.
Das gute Gleichgewicht finden
Der neu zugezogene Nachbar kann aber nicht wissen, welche Gepflogenheiten in der Straße herrschen, er verhält sich, wie es in seiner gewohnten Umgebung normal war. Neuankömmlinge sollten sich darüber im Klaren sein, dass es eine Gemeinschaft gibt, in die sie erst hineinfinden müssen. Diese Gemeinschaft sollte aber berücksichtigen, dass die „Neuen“ die Gepflogenheiten nicht kennen können.
Kleiner Anlass großes Streitpotenzial
Rechtsanwälte sind manchmal völlig fassungslos, wie ein Nachbarsstreit streit nach Jahren unter befreundeten Nachbarn ausbrechen kann. Mal ist ein falsch geparktes Auto, mal ein zu lautes Radio oder schon ein Klassiker, der Rauch vom Grill des Nachbarn schuld. Meist haben sich die Beteiligten über Jahre über einen Sachverhalt aufgeregt, aber den Ärger geschluckt.
Im Inneren kocht und brodelt es gewaltig. Da genügt eine Kleinigkeit, um es sogar zu Handgreiflichkeiten kommen zu lassen. Das Problem ist, dass der Streit sich an etwas entzündet, was zuvor über Jahre hingenommen wurde. Die eine Seite fühlt sich seit Jahren absichtlich provoziert, die andere versteht nicht, wieso eine lange geduldete Handlungsweise plötzlich falsch sein soll. Im Hinblick auf das Hauptstreitthema „Lärm“ ist sicher schlicht und ergreifend Rücksicht angebracht.
Auf Dauer wird jeder Lärm zu Stress. Egal ob es der Rasenmäher ist, der kläffende Hund oder spielende Kinder. Jeder sollte sich vor Augen halten, dass es ein Recht auf Ruhe gibt. Übrigens, Lärm lässt sich besser ertragen, wenn ein Ende in Sicht ist. Wer die Nachbarn über die Dauer informiert, verursacht weniger Stress.
Konflikte lassen sich vermeiden
Das Hauptproblem ist meist nicht das eigentliche Ereignis des Nachbarschaftsstreits, sondern die Sichtweise darauf. Es wird eine Absicht unterstellt, was selten der Fall ist. Aus diesem Grund wird nicht höflich um ein anderes Verhalten gebeten, sondern in fast unflätiger Weise ein anderes Verhalten eingefordert. Mit etwas Verständnis ist Stress mit dem Nachbarn vermeidbar und verbessert die eigene Lebensqualität.
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Klaus Peters
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